Archivarbeit auf Pelllworm

Die alten Zeiten nicht vergessen lassen: Archivarbeit auf Pellworm
Seit Anfang September 2018 absolviere ich mein Freiwilliges Jahr Kultur im Inselarchiv der Gemeinde Pellworm. Meine Arbeit, die mir sehr viel Spaß bereitet, habe ich im Januar bei einem Vortrag auf Einladung des Ortskulturrings vorgestellt. In diesem Artikel fasse ich meinen Vortrag noch einmal zusammen, um auch den Lesern von „De Pellwormer“ einen Einblick in die Bestände und die Arbeit im Inselarchiv geben zu können.

vortrag

Bestände und Geschichte des Inselarchivs
Im Inselarchiv auf Pellworm werden alle alten Unterlagen, Akten und Urkunden aufbewahrt, die für die Geschichte der Insel von Interesse sind. Insgesamt sind im Archiv der Gemeinde Pellworm rund 40 lfd. Meter Archivalien eingelagert. Das Archiv umfasst die Altaktenbestände der Gemeinde (sowie deren Vorgängern) aus der Zeit vor 1945. Es werden verschiedenste Themengebiete, wie Verwaltung und Politik, sowie das Deich-, See- und Armenwesen belegt. Die Archivalien stammen aus der Zeit vom 18. Jh. bis zur ersten Hälfte des 20. Jh. Immer wieder zeugen die Dokumente von spannenden Begebenheiten, so beispielsweise von einer Windhose über der Norderhever oder von Vieh das auf der Weide vom Blitz erschlagen wurde.

Über die Geschichte des Archivs aus früheren Zeiten ist leider nicht viel bekannt. Es gibt einzelne Nachrichten, die darauf hindeuten, dass Teile des Archivs verbrannt oder verkommen sind. Während des Zweiten Weltkrieges sind die Archivalien auf dem Dachboden der Armen-Arbeitsanstalt in einer offenen Kiste abgelegt worden. Dort lagerten sie mehr oder weniger ungeordnet und waren den schlechten Umweltbedingungen wie Nässe und Ungeziefer stark ausgesetzt. Nach dem Krieg wurde das vorhandene Archivmaterial in das Schulhaus bei der Neuen Kirche gebracht und dort von Ernst Detlev Balzer gründlich gesichtet, geordnet und einer Registrierung unterzogen. Bei dieser Arbeit wurden alle Bücher, Aktenbündel und Hefte in ein Verzeichnis aufgenommen und nach Sachgebieten geordnet. Demnach enthält das Archiv insgesamt 26 Bände Protokolle, Erdbücher und Register, die den wichtigsten Bestandteil des Inselarchivs ausmachen. Zudem existiert eine Reihe an Akten, die in Abteilungen nach Sachgebieten zusammengefasst worden sind. Dort kann man von Rechtstreitigkeiten und Berichte tragischer Lebensschicksale lesen. Nach dem Neubau des Amtsgebäudes fand das Archiv dort seine Bleibe, wo es auch heute noch im Keller aufbewahrt wird. Zuständig für das Gemeindearchiv ist der Museums- und Archivleiter Walter Fohrbeck.

Neben dem „Inselarchiv Pellworm“ existiert auch noch das „Amtsarchiv Pellworm“. Dieses wird im Kreisarchiv Nordfriesland in Husum aufbewahrt. Dort lagern rund 2 lfd. Meter Archivalien der Standesämter Pellworm, Hooge, Langeneß, Oland und Gröde.

Archivgruppe Pellworm
Vor ca. 8 Jahren ist auf Initiative von Paul Pastoors und Sönke Mextorf die Archivgruppe Pellworm gegründet worden. Das Ziel der Arbeitsgruppe besteht darin, möglichst viele Unterlagen zur Inselgeschichte zu sammeln, zu digitalisieren und einem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Dabei unterstützt sie das Inselarchiv der Gemeinde, indem sie die vorhandenen Urkunden und Quellen erschließt. Es werden zudem Nachlässe gesammelt, die sich mit allem befassen, was für die Forschung interessant ist. Außerdem werden die privaten Archive (Archiv Heinz Clausen) mit eingebunden und nutzbar gemacht. Aktuell besteht die Gruppe aus den Mitgliedern Nico Aten, Lothar Diederich, Heinz Clausen, Franz Held, Peter Herschlein, Ingrid Lucht und Paul Pastoors. Einmal wöchentlich, am Donnerstagabend, trifft sich die Gruppe in den Räumen über der „Schwarzen Acht“ und beschäftigt sich mit der Pflege und Erschließung des Archivs. Seit Gründung der Gruppe sind bislang 129.523 Dokumente gescannt und in 2.318 Ordnern abgespeichert worden. Dies entspricht in etwa 80% des Gesamtbestandes des Inselarchivs.

Die Arbeit im Inselarchiv
Zur Verwaltung des Archivs wird das Computerprogramm „AUGIAS-Archiv“ benutzt. Dabei handelt es sich um eine Software zur professionellen Verwaltung von Archiven. Dieses Programm wird von einem Großteil der Staats-, Kommunal-, und Kirchenarchive in Deutschland und weiteren Ländern benutzt. In dieses Programm werden nach und nach alle gescannten Dokumente eingepflegt und die Informationen dazu hinterlegt. Dadurch werden später umfangreiche Recherchemöglichkeiten ermöglicht. Das Einscannen bildet demnach eine der Hauptaufgaben im Archiv, hierfür stehen der Archivgruppe drei Arbeitsplätze zur Verfügung. Mit einem speziellen Scanner ist es sogar möglich, aufgeschlagene Bücher zu scannen. Die Computersoftware erkennt später automatisch, dass es sich um eine Doppelseite handelt und trennt diese in zwei Einzelseiten auf.

Weitere Bereiche des Inselarchivs bilden die Fotosammlung und die Bibliothek. Das Fotoarchiv umfasst unter anderem die Fotos der Sammlung von Heinz Clausen. Ein Großteil der Bilder ist schon durch die Archivgruppe eingescannt worden und wird nun schrittweise in das Archivprogramm eingepflegt. Die Fotos werden dabei nach den Straßen auf Pellworm geordnet. So enthält das Archiv sämtliche Straßen der Insel und es finden sich, soweit vorhanden, Fotos von allen Häusern in der Vergangenheit. Zusätzlich gibt es aber auch noch viele weitere Fotos aus den verschiedensten Bereichen des Insellebens. Außerdem befindet sich die Fotosammlung aus dem Nachlass von Dr. Walter Schlitt im Besitz des Gemeindearchivs, dessen Erschließung noch eine weitere große Aufgabe für die Zukunft bildet.

In den letzten Monaten wurde unter anderem die Präsenzbibliothek des Inselarchivs katalogisiert und in neue Regale einsortiert. Die Bibliothek umfasst schätzungsweise 1.500 bis 2.000 Bücher sowie zahlreiche Zeitschriften und Jahrbücher. Alle Exemplare sind in 24 Themengebiete eingeordnet und ebenfalls in „Augias“ eingepflegt worden. Die Recherchemöglichkeit erlaubt, es nach einem bestimmten Autor, Buch oder Themengebiet zu suchen. Es finden sich Bücher zur Regionalgeschichte, Volkskunde, Literatur, Wasserwesen und weiteren Bereichen.

Wer sich für die Arbeit der Archivgruppe interessiert, oder alte Unterlagen zur Verfügung stellen möchte, kann sich gerne an Paul Pastoors und die Mitglieder der Archivgruppe wenden.

Für die Archivgruppe Pellworm
Peter M. Herschlein

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