Seit 50 Jahren auf Spurensuche im Wattenmeer

Das Rungholt-Museum von Hellmut und Rita Bahnsen beherbergt eine riesige Sammlung archäologischer Fundstücke aus dem Wattgebiet rund um Pellworm. Seit mittlerweile 50 Jahren trägt das Ehepaar Schätze aus dem Schlick zusammen. Angefangen hatte alles im Jahr 1971. Damals vermieteten sie noch ein Zimmer an Feriengäste. Am Wochenende ging es gemeinsam mit den Urlaubern ins Watt, um Miesmuscheln für das Abendessen zu sammeln. Dabei stieß Hellmut in den Muschelbänken vor der Alten Kirche auf die ersten Tonscherben. „Ich dachte mir, die nimmst du mal mit, vielleicht findet man mal mehr“, erzählt er.

Und tatsächlich sind in den nächsten Jahren einige Stücke dazugekommen. 1980 baute Hellmut schließlich seine Sommerlaube zu einem ersten kleinen Ausstellungsraum um. Die Sammlung wuchs über die Jahre immer weiter an, die Anzahl an Fundstücken lässt sich schon lange nicht mehr abschätzen. Töpfe, Teller, Krüge, Knochen, Glasfenster, Metallfunde, Ziegelsteine, Ofenkacheln, Steinartefakte und sogar das Fragment einer Kirchenglocke: es gibt fast nichts, was die Nordsee nicht aus den versunkenen Siedlungen freigibt. Darunter auch sensationelle Funde, wie Keramik aus der Kaiser- bzw. Völkerwanderungszeit. Diese Funde lieferten 2006 den Nachweis für eine Besiedlung im 2. und 3. Jh. n. Chr. im Raum Pellworm. Vorher waren die ältesten Siedlungsreste erst für das 8. und 9. Jh. n. Chr. belegt.

Am 7. Juli 2021, also auf den Tag genau 50 Jahre nach Hellmuts erstem Scherbenfund, wurde die langjährige Tätigkeit von Hellmut und Rita Bahnsen mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. An diesem Tag waren alle Ausstellungsräume geöffnet und jeder konnte die eindrucksvolle Sammlung in aller Ruhe betrachten. Zu Beginn des kleinen Festes, welches von ehrenamtlichen Helfern um Corinna Tiedemann organisiert worden war, sprachen Bürgermeisterin Astrid Korth und Pastorin Alex Hector ein paar Grußworte. Sie dankten Bahnsens für ihre langjährige Tätigkeit und wünschten allen Anwesenden einen schönen und erfolgreichen Tag.

Er begann mit einer großen Überraschung für Hellmut und Rita: Eine Oldtimer-Trecker-Fahrt mit Dietmar Reinke auf einem 80-jährigen Lanz-Bulldog!

Nachdem Vertreter diverser Vereine ihre Glückwünsche vorgetragen hatten, führte Dierk Jensen durch das Programm. Er moderierte kurze Expertengespräche, in denen die Gäste viel über die Pellwormer Inselgeschichte erfuhren. Heinz Clausen berichtete von seiner Sammelleidenschaft und seinem umfangreichen Fotoarchiv. Sigrid Carow und Peter Herschlein stellten ihre Bücher über Ofenkacheln und Majolika-Teller vor. Die dafür untersuchten Objekte stammen alle aus der Sammlung des Rungholt-Museums. Durch aufwändige Recherche und Vergleichsfunde aus ganz Deutschland konnten die Stücke aus der Sammlung von Hellmut genauer datiert und beschrieben werden.

Extra vom Festland angereist war Dr. Hans Joachim Kühn. Während seiner Zeit im Archäologischen Landesamt war er über 35 Jahre ein wichtiger Ansprechpartner für Hellmut, wenn es um die Einordnung seiner Fundstücke ging. Hans Joachim Kühn gab Einblicke in seine Forschungsarbeiten zu den ältesten Siedlungsspuren im Raum Pellworm-Hooge. Er würdigte die Sammeltätigkeit von Hellmut, die immer wieder zu neuen Funden und Erkenntnissen geführt habe.

Musikalisch begleitet wurde der Tag von Doris Ehlers mit der Gitarre und Markus Liermann am Akkordeon. Danke dafür!

Zum Schluss geht im Namen von Hellmut und Rita Bahnsen ein großer Dank an Corinna Tiedemann, die mit sehr viel Engagement diesen Tag vorbereitet und organisiert hatte!

Unterstützt wurde sie dabei von einer Reihe freiwilliger Helfer, auch an sie alle ein herzlicher Dank: Gerti Niemann, Waltraud Brumm, Martina Edlefsen und Frauke Knudsen in Pellwormer Tracht. An die Helfer Doris und Jeje Ohrt, Doris und Hans Ehlers, Christa Drigalla, Marlies von Holdt, Katrin Knudsen, Familie Herschlein, Levin Petersen für die Technik, Frizz und Jonni für den Kühlschrank, Dierk Jensen für die Moderation, Felix Leitermann (Ehrenamt Ahoi) für die Erstellung der Kontakterfassung, Tiara und dem KTS, Cornelia und Melanie für Piratenlieder, unseren Nachbarn Holger und Hans-Peter sowie an Claus Stock und die Gemeinde für die Bereitstellung der Absperrung.

Es war ein rundum gelungener Festtag, an den sich Hellmut und Rita noch lange mit Freude erinnern werden.

Peter Herschlein

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