Farbenfrohe Teller aus dem grauen Watt

Seit Jahrzehnten suchen Hellmut und Rita Bahnsen schon im Watt um Pellworm nach den Überresten der versunkenen Siedlungen. In dieser Zeit konnten die beide unzählige Funde bergen, weitere sind von Urlaubern und Gästen dazugekommen. Den größten Teil der Sammlung im Rungholt-Museum machen dabei Keramikscherben, aber auch vollständige Gefäße aus. Besonders viele Scherben stammen aus der Zeit vor der großen Sturmflut im Jahr 1634. Damals wurde die Insel Alt-Nordstrand auseinandergerissen und es entwickelten sich die Inseln Pellworm und Nordstrand sowie die Hallig Nordstrandischmoor.

Für die Zeit vor der Sturmflut ist die sogenannte „Malhornverzierte Irdenware“ typisch. Das sind Teller und Schüsseln in orangener Farbgebung mit in gelb, orange und grün aufgetragenen Verzierungen. Zwischen diesem Typus fallen die, nur vereinzelt vorkommenden, Fragmente mit einer weiß-blauen Farbe deutlich auf.

Da zu dieser Ware bislang keine genaueren Informationen über Herkunft und Datierung vorlagen, war der Fund eines weiteren Tellers im Frühjahr 2018 der Grund für Hellmut Bahnsen, Sigrid Carow und Peter Herschlein sich mit dieser Warenart näher zu beschäftigen.

Hellmut Bahnsen führte zunächst die Vermutung an, dass diese Keramik spanisch-maurisch Ursprungs sein könnte, da die Dekormotive Ähnlichkeit mit der spanisch-maurischen Keramik des 14. Jahrhundert aufweisen. Solche Keramik konnte beispielsweise im Watt bei Trindermarsch auf Nordstrand und bei der Hallig Südfall geborgen werden. Bei der Suche nach Vergleichsstücken kristallisierte sich jedoch recht schnell heraus, dass sich diese Vermutung nicht bestätigen lässt. Es handelt sich nämlich vielmehr um niederländische Majolika aus dem 16. bis 17. Jahrhundert. Zu einzelnen Stücken ließen sich identische Vergleichsfunde ausfindig machen, die eine genaue zeitliche und örtliche Eingrenzung ermöglichen. Zu einem Teller, der mit Chrysanthemen verziert ist, konnte sogar ein identisches Fragment in Litauen gefunden werden.

Zwei Scherben zeigen die Reste einer gelben Frucht als Verzierung (Orange, Apfel?). Diese Scherben gehören zu der niederländischen Topfform „porringer“. Das ist ein Topf mit ein bis zwei waagerechten Henkeln, der Boden ist flach, die Seiten fast senkrecht. Er eignet sich unter anderem zum Porridge kochen, sozusagen im Dampf das Garen über einen Topf.

Insgesamt konnten bisher ungefähr 20 Majolika-Scherben ausfindig gemacht werden. Fast ausschließlich gehören diese zu Tellern, nur ein Fragment lässt sich einer Kanne oder Vase zuordnen. Die Ergebnisse dieses Projektes sind in einem 60-seitigen Heft zusammengestellt worden, in dem die Majolika-Funde aus dem Watt um Pellworm sowie die Vergleichsfunde vorgestellt werden. Das Heft ist bei Hellmut und Rita Bahnsen im Rungholt-Museum erhältlich.
Peter M. Herschlein

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