Rückblick: Vortrag über die Ofenkacheln

Am Freitag, den 25. August 2017 berichteten wir im Rahmen der 10. Nordstrander Rungholttage vor circa 20 Zuhörern von unserem „Ofenkachel-Projekt“ und stellten die Buchveröffentlichung dazu vor. In diesem Artikel möchten wir den Vortrag einmal kurz zusammenfassen.

Die Idee, sich mit den Motiven der Kacheln genauer auseinanderzusetzen, hatte ursprünglich Hellmut Bahnsen. Immer wieder konnte er reich verzierte Ofenkacheln aus den versunkenen Siedlungen im Pellwormer Wattenmeer bergen. Die Funde stammen hauptsächlich aus Siedlungen, die in der 2. Groten Mandränke 1634 im Meer versanken, dazu zählen Fundgebiete nördlich und westlich von Pellworm. Einige Funde stammen durchaus aber auch aus neuerer Zeit. Nach der Flut 1634 wurde Pellworm in etwas größerer Form wiederbedeicht, als wir es heute kennen. Bis 1798 musste die Deichlinie im Süden und Westen um bis zu 500m zurückverlegt werden, circa 40 Siedlungsstellen und Höfe waren von dieser Maßnahme betroffen. Ein paar dieser Siedlungsstellen konnte Hellmut Bahnsen im Watt lokalsieren und dort unter anderem Ofenkacheln finden.

Die ersten archäologischen Nachweise von Kachelöfen stammen aus der fränkischen Zeit (5. bis 9. Jahrhundert). Zum Ausgang des Mittelalters gab es dann schon in den einfachen Bauernstuben erste glasierte Ofenkacheln. In der Mitte des 14. Jahrhunderts kamen dann die Blattkacheln als Bildträger auf, und es entwickelten sich regionale Bezüge und Modeströmungen, wie sie sich auch auf den Pellwormer Funden feststellen lassen. Es ist anzunehmen, dass die Ofenkacheln auf Alt-Norstrand mit dem verbreiteten Aufkommen von Ziegelsteinbau ab circa 1550 Einzug hielten.

Buphever
Seltene, bunte Kachel mit Goliat-Darstellung

Hergestellt wurden die Kacheln von einem Töpfer, dem „Euler“. Am Anfang der Herstellung steht ein Modell. Dieses wird meist aus Ton hergestellt und man nennt es „Patrize“. Von dieser „Patrize“ stellte man Abdrücke aus Ton her. Diese Negativabdrücke heißen „Matrize“ oder auch einfach Kachelmodel. Die eigentliche Ofenkachel wird dann hergestellt, indem man eine Tonscheibe in die „Matrize“ drückt. Um den Ton besser in den Kachelmodel zu drücken , hat man wohl ein Stofftuch auf die Rückseite gelegt. Jedenfalls findet man häufig Stoffabdrücke und Druckstellen der Finger auf den Kachelrückseiten. Zum Schluss folgt das Glasieren und der Brand. Der Aufbau des Ofens war dann Aufgabe des Ofensetzers, „Hafner“ genannt.

Buphever
Einfache und unverzierte Nischenkachel

Die Funde aus dem Pellwormer Watt beginnen bei einfachen rechteckigen Nischenkacheln ohne weitere Verzierungen. Diese Art von Kacheln war sicher kostengünstig in der Herstellung, und so konnte sich auch die ärmere Bevölkerung einen einigermaßen repräsentativen Ofen leisten. Zu den absoluten Prunkstücken zählt eine seltene, bunt verzierte Eckkachel mit einer Abbildung des Riesen Goliats, der wahrscheinlich zwei abgeschlagene Kinderköpfe in der Hand hält. Ein vollständiges Exemplar dieser Kachel konnte im Lustschlösschen von Herzog Hans d. Älteren bei Tondern geborgen werden.

Alle wichtigen Kacheln aus dem Pellwormer Watt sind in unserem Buch „Schätze aus dem Watt“ abgebildet, die Kacheln selbst befinden sich im Rungholt-Museum von Hellmut Bahnsen und können dort auch besichtigt werden.

Kommentare sind geschlossen.

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑