Die „Pellwormer Chronik“ von Pastor Heinrich Hansen

Im Jahr 1917, also vor genau 100 Jahren, erschien eine der wohl ersten Chroniken über Pellworm. Verfasst wurde diese vom Pfarrer Heinrich Hansen, der 1861 in Klockries bei Lindholm geboren wurde. 

Portrait Pastor Heinrich Hansen
Pastor Heinrich Hansen (Wikipedia, gemeinfrei)

Er studierte in Kiel und Erlangen Theologie, Hebräisch, Syrisch, Arabisch und Altes Testament. Ab 1887 arbeitete er dann als Pfarrer in verschiedenen Orten in  Schleswig-Holstein, von 1896 bis 1917 war er Pfarrer an der Alten Kirche auf Pellworm.

Etwa 1912 kam Hermann Neuton Paulsen mit 14 Jahren für zwei Jahre nach Pellworm, dort wohnte er bei Pastor Heinrich Hansen. Von ihm erhielt Paulsen Lateinunterreicht. Schnell hatte er sich gute Sprachkenntnisse angeeignet, sodass er von der Landeskirche ein Stipendium für eine Reise nach Jerusalem erhielt.

Während seiner Zeit auf Pellworm arbeitete Heinrich Hansen er an seiner Chronik über Pellworm und sammelte aus zahlreichen alten Büchern und Zeitschriften Material für sein Vorhaben. Gedruckt wurde das über 100seitige Werk vom Verlag Julius Bergas in Schleswig. Die Gemeinde übernahm damals die Druck- und Herstellungskosten für das Heft, sodass jedem Pellwormer Haushalt ein Exemplar unentgeltlich übergeben werden konnte.

Pellwormer Chronik von Heinrich Hansen
„Pellwormer Chronik“ von Heinrich Hansen, 1917

Die Chronik war eine Art Abschiedsgeschenk von Pfarrer Hansen an die Pellwormer, da er 1917 nach Kropp bei Schleswig ging. Hansen starb 1940 in Breklum. Während seines Lebens setzte er sich unter anderem für die plattdeutsche Sprache im Gottesdienst ein, dies wird auch in der Chronik deutlich.

Wer denkt, dass die „Pellwormer Chronik“ mit der eigentlichen Geburtsstunde Pellworms, der Sturmflut 1634, beginnt, liegt falsch. Hansen beginnt in viel früherer Zeit, und zwar mit einer Beschreibung der Völker auf der „cimbrischen Halbinsel“, ihrer ursprünglichen Bewohner und der Einwanderung der Friesen.

Im zweiten Teil der Chronik beschreibt Hansen zunächst die Uthlande und Alt-Nordstrand um dann schließlich auf Pellworm zu sprechen zu kommen. Hier behandelt er zunächst die Frage nach dem Ursprung des Inselnamens und geht dann auf verschiedene Bereiche des Insellebens und der Geschichte ein. Interessant ist auch der Anhang über die alten Grabsteine Pellworms.  Am Ende des Heftes sind verschiedene Heimatlieder- und Gedichte abgedruckt, wie zum Beispiel das „Pellwormer Heimatlied“ oder das Gedicht „Seefalke“.

Der Sohn von Heinrich Hansen war Karl Hansen (1899-2002). Er war ab 1935 30 Jahre lang Pastor auf Pellworm, nach seinem Ruhestand 1965 zog er mit seiner Frau Getrud nach Husum. Auch er verfasste eine Chronik über Pellworm. Die erste Auflage seiner „Chronik von Pellworm“, legte er vor dem zweiten Weltkrieg vor. Sein Werk erlebte mehrere, zum Teil neubearbeitete,  Auflagen.

"Chronik von Pellworm", von Karl Hansen
„Chronik von Pellworm“, von Karl Hansen

Heute wird das Stück Pellwormer Inselgeschichte von Pastor Heinrich Hansen nur noch selten antiquarisch angeboten, die Chronik von Karl Hansen dürfte noch in jedem Pellwormer Wohnzimmer stehen und an die zwei Chronikschreiber erinnern.

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